Perserteppichecke

Was ist eigentlich was wert?

Gestern abend saßen meine Freundin und ich in einem Paderborner Diner-Restaurant und sprachen über den Wert von Dingen, ja das wurde dann etwas philosophisch.

Uns hatte erstaunt, welch immensen Wertverlust manche Dinge haben. Insbesondere hochwertig hergestellte Gegenstände aus Haushalten, die eigentlich immer als Wertanlage galten.

Wir haben nämlich gestern einen Perser-Teppich für 60 Euro (Neupreis 4000 Euro), einen großen, klassischen Spiegel mit sehr aufwändigem Holzrahmen für 30 Euro (Neupreis sicher hoch) und ein Säulenpärchen mit schwerer Sicherheits-Glasplatte für nur 20 Euro gekauft.

Vor wenigen Tagen kauften wir ein Gemälde mit Prunkrahmen und ordentlicher Größe für ebenfalls nur wenige Euro. Ein großer Schrank mit Neupreis 10.000 Euro war uns für 500 Euro angeboten worden. Alles in einem neuwertigen Zustand und ohne jeden Mangel.

Perserteppichecke
Gestern gekauft zu 1,5 Prozent des Neupreises. Ein Wertverlust, der nicht gerechtfertigt erscheint.

Und da fragt man sich schon, was ist eigentlich los? Warum sind so hochwertige Dinge für nahezu nichts zu haben und andererseits warum zahlen so viele Leute so viel Geld für zum Beispiel Möbel, die aus Presspappe und Holzresten hergestellt und nur mit Folie überzogen werden.

Es ist auch schwer zu verstehen, warum Menschen zum Beispiel bei Möbelhäusern Teppiche für 150 – 250 Euro kaufen, die aus alten Plastikflaschen hergestellt werden und gleichzeitig in Handarbeit aus Wolle oder Seide hergestellte Knüpfkunst so gering einschätzen, dass Leute ihre Teppiche für 10 Euro anbieten?

Das kürzlich gekaufte große Gemälde eines wohl unbekannten aber sehr talentierten Malers zeigt ein Motiv, wie man es von der holländischen Schule kennt. Eine Uferlandschaft. Im Sonnenlicht erstrahlt das Bild und zeigt erst wirklich seine Farbengröße. Gekauft für 50 Euro. Allein der Rahmen ist mehr wert.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis – oder „Etwas ist nur soviel wert, wie jemand anderes bereit ist, dafür zu zahlen“. Gerade in Zeiten des Internets klafft hier eine große Lücke zwischen Selbsteinschätzung des Wertes und der harten Realität. Der Verkäufer von gestern hatte früher bei Kibek als Verkäufer gearbeitet und kannte daher die Verkaufspreise. Für ihn war es kaum zu verstehen, wie diese Teppiche heute gebraucht gehandelt werden.

Wir verglichen dann gestern unsere Kaufpreise mit den Kosten für einmal Essen gehen. Da ist das Geld innerhalb weniger Stunden weg und fürs gleiche Geld hätte man auch einen tollen Perser-Teppich kaufen können, der die Jahrzehnte überdauert.

Vielleicht ist es ja gerade das: Man will nichts mehr haben, was Jahrzehnte überdauert, man will nur noch mit der aktuellen Mode gehen und jederzeit ohne Reue Möbel aussortieren und Wohnräume neu dekorieren. Das geht aber ins Geld, nur denkt man darüber wohl nicht nach…

Vielleicht ist es auch einfach der Generationswechsel. Opa und Oma sind nicht mehr da und bei der Räumung von Haus und Wohnung fällt vieles an, was einfach weg soll. Nicht mehr zum eigenen Stil passt und deshalb abgegeben wird. Ein wenig Aufbegehren hinterher?

Ich denke, ich bleibe lieber altmodisch und freue mich an den Funden und Gelegenheiten, die die Wegwerfgesellschaft ausspuckt und deren Wert wohl nur noch wenige erkennen.

Über Markus Burgdorf

Markus Burgdorf hat jahrelange Erfahrung als Journalist, PR-Manager und PR-Berater. Seine Spezialgebiete sind Telekommunikation, Automobil und Bau in allen ihren vielfältigen Facetten.

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