"Unser Versprechen: 5 Jahre Garantie" prangt auf den Lexmark-Druckern, die wir nun nach zwei, bzw. drei Jahren entsorgen müssen, weil sie erstens nicht mehr laufen und zweitens Lexmark von der Garantie nichts wissen will.

Die wertlose Fünf-Jahres Garantie von Lexmark

Nachdem ich noch vor nur zwei, drei Jahren mein Büro komplett auf die teuren aber recht elegant und hochwertig aussehenden Lexmark 4-in1 Universalhochleistungstintenstrahldruckerfaxscannerundkopierer mit WLan-Druck und vielem weiteren Schnickschnack umgerüstet hatte, wollte ich eigentlich mit Drucker-Kauf erstmal Ruhe haben.

Deswegen überzeugte ich die damals mitarbeitende Ehefrau auch, dass nur die teuersten Modelle gut genug für unseren Dauereinsatz in der Agentur wären und dass jeder Mitarbeiter seinen eigenen Druckerfaxscankopierer von Lexmark brauche. Das sei zwar nicht ökonomisch, aber komfortabel und keiner müsse je wieder stundenlang den Papierstau vom Vorgänger  beseitigen. Unter fortwährendem Protest der Ehefrau und La-Ola-Wellen der gesamten Belegschaft von Saturn in Hannover wurden die Geräte auf einen Lkw geladen, um sie zu unserem Firmensitz zu bringen. Dort angekommen, wurden die Geräte in Betrieb genommen und von jetzt auf gleich konnten wir sehr gut drucken. Und auch bei der Tochterfirma in England kauften wir Lexmark-Drucker, die waren da aber viel billiger.

Immerhin haben die Lexmark-Drucker rund zwei Jahre mit gelegentlichen Zicken und einstweiliger Arbeitsverweigerung rumgebracht. Bis sie dann in den gemeinsamen und uniformen Generalstreik übergingen. Verzweifeltes Downloaden von immer wieder neuen Treibern, das Stöbern in Foren suicid-gefährdeter Lexmark-Nutzer und alles Flehen, Rütteln und Schimpfen half nix, die Superdrucker waren sich plötzlich zu fein, auch nur ein Blättchen Papier mit Tinte zu verunstalten.

Mittlerweile hatte ich mir einen kleinen Epson-Drucker von der Freundin geliehen. Nein, nichts Protziges, kein 5000-in-1 Gerät für ambitionierte Vieldrucker – sondern das kleinste Modell für den Privathaushalt mit höchstens ein, zwei Drucken im Kalenderjahr. Doch dieser kleine, funktionierende und sogar zuverlässige Drucker tat seinen Job – musste aber auch wieder zurückgegeben werden.

Was ich nicht wusste: Lexmark hatte sich klammheimlich aus dem Drucker oder All-in-one Gerätegeschäft verabschiedet. Das war auch der Grund, warum ich in England die Drucker zu 10 Prozent des deutschen Preises kaufen konnte. Ok, zu früh über das Schnäppchen gefreut, denn seit Oktober, November 2013 war es aus mit der Druckerfreude.

5 Jahre Garantie bei Lexmark – vergiss es, Du elender Bittsteller

Doch toll: Auf den Druckern klebt ein fetter Aufkleber, der 5 Jahre Garantie verspricht! 5 Jahre! Schnell an den Fingern abgezählt, Mensch toll, alle Geräte sind in der Garantie!

"Unser Versprechen: 5 Jahre Garantie" prangt auf den Lexmark-Druckern, die wir nun nach zwei, bzw. drei Jahren entsorgen müssen, weil sie erstens nicht mehr laufen und zweitens Lexmark von der Garantie nichts wissen will.
„Unser Versprechen: 5 Jahre Garantie“ prangt auf den Lexmark-Druckern, die wir nun nach zwei, bzw. drei Jahren entsorgen müssen, weil sie erstens nicht mehr laufen und zweitens Lexmark von der Garantie nichts wissen will. Durch die Detailvergrößerung sieht man auch das Kleingedruckte besser, normal braucht es dafür eine Lupe…

So beginnt dann also die Suche nach der Hotline. Als ich deren Nummer finde, ist der halbe Vormittag schon wie im Fluge vergangen. Als ich dort anrufe, muss ich erstmal zig verschiedene Zahlencodes übermitteln, bevor mich der überaus freundliche Service-Mitarbeiter fragt, warum ich mich jetzt erst melden würde? Das Problem sei doch schon länger bekannt. In seinen Worten schwingt etwas mit, was man mit „was willst Du Wenigdrucker mir hier meine Zeit stehlen?“ interpretieren kann. Ich ignoriere den mitschwingenden Vorwurf.

Auf meinen Klageruf, dass alle Drucker seiner Marke komplett die Arbeit verweigern, sagt er

Da müssen Sie sich bei Microsoft beschweren

Wie bitte? Wieso soll ich mich bei Microsoft beschweren, frage ich zugegeben irritiert nach. Der Callcenter-Mitarbeiter erklärt:

Die haben bei Windows 7 ein Update gemacht und damit unsere Drucker gekillt.

Ok, das klingt irgendwie möglich. Aber warum, so frage ich, hat Lexmark denn keine aktualisierten Treiber gebracht und das Problem innerhalb kürzester Zeit gelöst?

Weil das nicht geht

Welche anderen Möglichkeiten es denn gäbe, um die Drucker wieder arbeiten zu lassen?

Es gibt eine Anleitung im Netz, wie sie ihre Drucker wieder aktivieren können. Wir können da nichts machen.

Mein Blick schweift unterdessen über den eigentlich über eine Art Hassliebe mit mir zusammengewachsenen Drucker, Entschuldigung,  All-in-one-Multifunktionsgerät. Ja, da steht doch etwas von 5 Jahren Garantie, ja, da ist ein großer Aufkleber, der fünf Jahre Garantie verspricht. Also versuche ich es nochmal, Hoffnung keimt auf:

„Aber ich hab doch, äh wir haben doch fünf Jahre Garantie auf die Geräte. Da kann man die doch nicht einfach nicht mehr updaten. Da habe ich doch ein Recht auf funktionierende Geräte“, sage ich erst zögerlich dann immer hoffnungsfroher.

Ja, jetzt habe ich den Trumpf auf der Hand, jetzt muss er sich bewegen und mir eine Lösung aufzeigen. Ich frohlocke innerlich. Hurra, ich habe ihn, habe die Kurve gekriegt. Ich lächle sogar kurz. Eigentlich müsste sich jetzt gleich ein Service-Fahrzeug zu mir ins Weserbergland auf den Weg machen und gut gelaunte, lächelnde Servicemechaniker reparieren die Drucker oder noch besser, tauschen sie gleich aus.

Mit einem einzigen Satz wischt der geschulte Callcenter-Agent kühl meine Hoffnungen weg:

Sind die Geräte bei uns registriert?

Er erklärt mir in der Folge, dass die 5jährige Garantie nur Geltung gehabt hätte, wenn wir die Geräte sofort nach Kauf bei Lexmark registriert hätten. Ich explodiere, ich frage drohend, woher man das denn wissen solle – und wieso man die Kunden so verarsche. Das sei nun mal so und anders nicht möglich.

Definition Kunde: Maul halten, Produkt wegwerfen und neu kaufen.

Definition anrufender Kunde:Ein Kunde, der sich nicht mal so verhält, wie Unternehmen es von ihm erwarten.

In Ermangelung physischer Züchtigungsmöglichkeiten bestrafen wir Unternehmen diese Art von Kunden, die sogar noch etwas von uns wollen, nachdem der Kaufvorgang abgeschlossen ist, mit einem Callcenter. Nervtötende Dudelmusik, tolles Eintippen ellenlanger Nummern,  Agents mit Schauspieltalent, die lächelnd Todesurteile verkünden und sich keinen Millimeter auf den Kunden zubewegen (dürfen). Das Ziel ist es, den Kunden so zu entnerven, dass man dann selbst auflegen darf, weil der frustierte Kunde unfreundlich geworden ist.

Man kann so ein Callcenter mit einem Burgtor vergleichen, ein Burgtor aus ganz dickem und steinhartem Eichenholz. Da kann der Kunde noch so sehr auf das Tor anrennen, er wird es nicht bezwingen. Das Callcenter als letzte Verteidigungstruppe gegen renitente Kunden.

Du hast Dein Beschwerderecht verwirkt, denn zwei Jahre haben die Drucker in Deinen extremen Bedingungen durchgehalten. Wie kannst Du, oh undankbarer Kunde, hier noch weitere Leistungen verlangen?

Man fühlt sich fast wie in einer Gameshow, wo man unter dem Jubel des Publikums gefragt wird, warum man denn nicht endlich die heimische Wirtschaft unterstützen wolle, ja sogar die gesamte Weltwirtschaft? Denn an so einem Drucker verdiene ja nicht nur die Herstellerfirma, da verdienten da zig Firmen dran.

Als Konsumverweigerer wäre man ja mitschuldig an der Krise in Südeuropa, an hoher Jugendarbeitslosigkeit und schlechten Arbeitsbedingungen in den Minen für seltene Erden. Nur durch beherztes Zugreifen laufe die Wirtschaft rund – und nach spätestens zwei Jahren habe der verantwortungsvoll handelnde Konsument ein Gerät zu entsorgen. Auch davon leben ja wieder ganze Branchen…

Aber ich schweife ab. Fazit des Gespräches mit dem Lexmark-Callcenter war, dass man mich für einen frechen Kunden hielt, ich so schlau war wie vorher und mir bewusst wurde, dass ich mich mit der 5 Jahres Garantie von Lexmark total betrogen fühlte. Man hatte mich mit einer Garantie geködert, von der man wusste, dass sie nicht das Papier des Aufklebers wert war, weil die Kunden normalerweise solche Aufkleber nicht mit dem Mikroskop betrachten und so das extremst klein Geschriebene nicht entdecken konnten.

(Erfunden wurde dieser Quatsch natürlich in USA, wo man schnell verstanden hatte, dass der durchschnittliche Kunde zu bequem, zu uninteressiert oder zu doof sei, um solche Garantietricks zu durchschauen)

Also suchte ich nun nach der Lösung aus dem Internet. Um es kurz zu machen: Gefunden, alle Schritte ausgeführt, Software downgrade auf zwei verschiedenen Rechnern  für die Drucker gemacht – erwartungsfroh und erschöpft einen Druckauftrag gestartet.

Nichts. Einfach nichts. Keine Änderung zu vorher. Das war dann der Moment, wo mich drei Leute festhalten mussten, damit ich das Lexmark-Qualitätsprodukt nicht spontan durch einen Wurf durch das geschlossene Bürofenster entsorge…

Nun stehen sie in der Ecke und warten auf die Entsorgung. Vielleicht mache ich noch ein Reboxing-Video, in dem ich die Drucker erst auf der Büroterrasse zerschellen lasse und dann die  kleinen Plastikteile per Schaufel oder Mistgabel  in die immer sorgsam (und umsonst) aufgehobenen Original-Kartons hineinschaufele. Den Karton dann noch mit Porto zahlt Empfänger an den Hersteller Lexmark zurück, den es ja nicht stört, dass ich nie wieder ein Produkt von ihnen kaufen oder gar empfehlewn werde, weil sie ja keine Drucker mehr herstellen…

Mittlerweile war ich wiederum Drucker kaufen, doch das wird dann die nächste Geschichte.

Über Markus Burgdorf

Markus Burgdorf hat jahrelange Erfahrung als Journalist, PR-Manager und PR-Berater. Seine Spezialgebiete sind Telekommunikation, Automobil und Bau in allen ihren vielfältigen Facetten.

1 Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Burdorf

    Schmunzelnd las ich ihre Geschicht über Lexmark, danke, sie sprachen uns aus dem Herzen.
    Mein Mann denkt immer noch darüber nach das Gerät von ersten Stock auf unsere Terrasse fallen zu lassen, wo es dann mit einem hässlichen Geräusch zerschellt.

    Unser c540n Farblaser, hat wenn es hoch kommt, 500 Seiten geschaft…. stand mehr still, als er gearbeitet hat.
    Der erste Akt war die Fehlermeldung 88, da war noch nicht bekannt das man sowohl Kartuschen als auch Kassette benötigt, nicht einmal der Fachhandel wuste dies. Nach dem ich einen Ersatz Trommelsatz gekauft hatte, dachte ich das nun alles gut sei. Aber weit gefehlt….. nun brauchte ich die Kassetten — aber woher????
    Langes Suchen und das Internet machten es dann möglich….. entlich gab es die Möglichkeit diese zu kaufen….

    Die Freude dauerte aber nicht lange, ca 50 Seiten wurden gedruckt, dann erhielt ich die Fehlermeldung 109.09 Druckkopf error…..

    Der Herr aus dem Callcenter (natürlich kostenpflichtig) erklärte mir doch tatsächlich, das dieser Fehler auf Stromschwankungen zurückzuführen wäre….. (grins)
    Nach eine etwas heftigen Wortwahl, wo ich den tschechischen Mitarbeiter frage ob er nicht den vera….. wolle…. bekam ich erklärt das er nun (gebroch deutsch) eine Fall öffnen würden…. mpf
    Die darauf eintreffende Mail gestand mir dann noch eine Reparatur zu, natürlich kostenplichtig…..!

    Mein Mann steht gerade am Fenster und denkt immer noch darüber nach, dem Gerät das Fliegen beizubringen.

    Nach einem laaaaaannnngeen Sonntag, haben wir den Fehler lockalisiert…… ein Chip in der Tonerkassette!
    Ein 25 Cent Artikel verursacht das man Verbrauchsmaterial immer und immer wieder besorgt.

    Mein Sohn hat sich das ganz auch angesehen und meinte ganz trocken – Firmwareupdate wath…. – geht gar nicht….

    Da es nun Sonntag ist habe wir, da wir nun etwas faul sind… beschlossen das Gerät auf der Wertstoffhof zu entsorgen…..

    Eines ist für uns klar nie wieder Lexmark…..

    In diesem Sinne
    Mit freundlichen Grüßen
    Heike Schall
    Wosa-group

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