Bis heute morgen lief auf meinem etwas in die Jahre gekommenen Rechner noch Windows Vista (ja, ich weiß, dass das schon extrem veraltet ist). Es war also schon seehr lange Zeit für eine komplette Neuaufsetzung. Allerdings sagt man ja auch: Never change a running system. Nur war dieser Vista-Motor nun doch ziemlich ins Stottern geraten und raubte mir in den letzten Wochen so manchen Nerv. Bei fast jedem Artikel gab es ein Problem – meist, wenn ich gerade fertig war und noch nicht gespeichert hatte. DAS zerrt an den Nerven…
Natürlich hätte ich auch einen anderen Rechner nutzen können – aber die liebe Gewohnheit…
Als ich nun am vergangenen Wochenende in einem ziemlich rotgefärbten Elektronikmarkt war, sprang mir dort in der Grabbelkiste für unverkäufliche Regie-Meisterwerke oder ohrenbetäubend asynchrone Musik ein ziemlich abgegriffenes und noch stärker verkratztes Plastikkästchen förmlich in die Hand – mit einer total veralteten Vollversion von Windows 8 – für verführerische 50 Euro.
Nachdem mir zwei Verkäufer dringend abgeraten hatten, meinen PC-Dinosaurier mit diesem System zu quälen und mich in die letzte Ecke des Marktes schoben, wo immerhin noch zehn glänzend-neue Exemplare der mittlerweile ungeliebten Desktop-PCs heimlich aufbewahrt wurden, konnte ich mich nur mit norddeutscher Sturheit dem permanten Verkaufsgesäusel der rot gewandeten Verdummungs-Artisten entziehen und etwas gehetzt nach links und rechts spähend ohne PC unterm Arm zur Kasse schleichen.
Mit etwas mulmigem Gefühl und dem schlechten Gewissen, die deutsche Wirtschaft nicht angemessen unterstützt zu haben, verliess ich den Konsumtempel mit dem frisch erworbenen Auslaufmodell eines Betriebssystems, nachdem ich noch meine Freundin in jedem Winkel des riesigen Ladens vergeblich gesucht hatte. Sie saß im Auto, hatte vor meinen „Beratungsgesprächen“ kapituliert und war zunächst heimlich und von mir unbemerkt ins Freie geflüchtet.
Auf dem Rückweg erzählte ich von meinen Erlebnissen, wie man mir mit drohendem Unterton gesagt hatte, dass die Software auf einem so alten Kasten wohl nicht laufen würde und man würde die System-CD auf keinen Fall umtauschen. Ob ich mir wohl des erheblichen Risikos bewusst sei? Besser sei doch die Anschaffung eines neuen Gerätes, die wären auch insgesamt viel besser. Nun stellt sich der dann doch vielleicht tatsächlich nicht blöde Verbraucher sicher keinen implodierenden Rechner vor, aber wenn die das sagen, dann könnte es natürlich sein, dass der DVD-Player die DVD ächzend rausschleudert oder – noch schlimmer, der Bildschirm plötzlich blau wird.
Genau das geschah dann auch, nachdem ich ein Laufwerk gesichert und frisch formatiert hatte (allein das Sichern der 200 Gigabyte dauerte den ganzen gestrigen Tag). Doch der Bildschirm wurde nur blau, weil das die bevorzugte Farbe von Windows 8 ist. Und siehe da, das System liess sich ohne Schwierigkeiten installieren. Und es lief sogar – nur dass die Human Interface Unit, also ich, vor den Bildschirmen saß und nicht wusste, wie man nun weitermacht. Das war schon ähnlich blöd mit der Seriennummer, denn die war tatsächlich nur auf dem Aufkleber und so klein geschrieben, dass ich per Lupe versuchen musste, die kleinen schwarzen Punkte zu Buchstaben und Zahlen zusammenzudenken. Vielleicht brauche ich ja schon eine Brille für Altersweitsicht, aber eigentlich geht es noch ganz gut.
Zurück zum Bildschirm. Irgendwann fand ich heraus, wie man Windows-Update startet – und das fand dann auch gleich mal 160 Updates, die meisten brandeilig und nur wenige Jahre alt. Ok, dann werden die erstmal installiert.Der Rechner unterdessen arbeitete hart, schaltete sich aus und ein und aus und ein. Ich schaute öfter mal rüber, weil es ja nach Ansicht der MM-Verkäufer auch das finale Ausschalten hätte sein können. Exitus. Geschätzte 4 Gigabyte holte sich der Rechner dafür aus dem Netz, gut, dass gestern der Techniker von Unitymedia da war und nun endlich auch mal ein Modem gebracht hat, dass den Geschwindigkeitsrausch des Internet-Kabelanschlusses auch verarbeiten kann…
Mit meinem Laptop, der daneben steht und ein zu Vista vergleichsweise frisches Windows 7 beheimatet, konnte ich dann herausfinden, was sich da bei Windows 8 alles geändert hat. Und dass man ja – Microsoft sei Dank – auch kostenlos auf 8.1 updaten kann. Nachdem ich ein paar meiner gerne verwendeten Programme Apps geladen hatte und sogar die Grafikkarte von NVIDIA wieder volle Unterstützung vom System bekam, habe ich dann auch noch gleich auf 8.1 geupdated. Und siehe da, unten links ist nun wieder ein Windows-Symbol, mit dem man dann die Kacheln auf den Bildschirm holt und der Anwender ist zufrieden.
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Gut auch, dass ich nun ohne Mehrkosten auch auf Windows 10 upgraden kann. Ich hatte ja bereits vor 15 Monaten das Ende der kostenpflichtigen Betriebssysteme vorhergesagt – gut, dass es jetzt schon so weit ist.
Jetzt gehts mir wie beim iPhone oder iPad, der Rechner fühlt sich nach den Updates wie neu an und funktioniert (bislang) einwandfrei. Ich dachte bisher immer, dass das nur bei Apple-Produkten so ist, aber nun auch mal mit Microsoft. Einer verkratzten Plastikverpackung vom Restpostentisch sei Dank.